aus dem Tagesspiegel vom 30.04.2003
(Ausschnitt, von Ernst Elitz, Intendant des Deutschlandradios)

Was bleibt nach fünfzig Jahren SFB und einem Jahrzehnt ORB außer ein paar eindrucksvollen Programmen und ein paar Anekdoten? Etwa, dass Rosenbauer sich wie ein Schneekönig freute, als er in Babelsberg eine zweite Durchwahlnummer bekam, um nach Westdeutschland telefonieren zu können (um dann doch nur die schlechte Nachricht von Nowottny zu bekommen). Oder die Geschichte vom SFB-Lieblingssport „Intendanten-Kegeln“. Neun Intendanten, zwei davon durch Abwahl-Anträge vertrieben, hat der SFB in fünfzig Jahren verbraucht und steht mit den Pensionsleistungen für Führungskräfte an der Spitze der ARD. Oder dass 1955 der ätzend scharfe Wolfgang Neuss, der „Mann mit der Pauke“, mit einem Präventiv-Schlag aus einer Live-Sendung gekippt wurde, indem man den Knopf „Technische Störung“ drückte. Jede dieser Anekdoten ist ein Stück Rundfunkgeschichte. Beim ORB handelt sie von den Mühen der Ostdeutschen, sich einen gleichberechtigten Platz im Vereinigungsland zu erobern, beim SFB vom Kalten Krieg, vom Inselkoller und schließlich von der Einsicht, dass man von Berliner Luft allein nicht überleben kann.
„SFB – haben die überhaupt Stromanschluss?“ fragte der fiese und ewig undankbare Harald Schmidt in den Wirren der Senderfusion. Auch nach „MAZ ab!“ ging in den SFB-Studios das Licht nicht aus. Und es wäre ein später Liebesbeweis für den nun im RBB verglühenden Sender, wenn eine Bürgerinitiative wenigstens eine ewige Leuchtschrift am Funkhaus in der Masurenallee fordern würde. Aber so lieb hatten die Berliner dann doch nur ihren RIAS.
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